Schon lange keine Kanülengeschichte mehr:
Nun denn: Im hintersten Winkel des Klinikums Beteigeuze
wohnte Frau Mipfzel. Frau Mipfzel hatte ein hässliches Erysipel am linken Bein
und benötigte deswegen dringend eine intravenöse Antibiose. Für so eine
Antibiose braucht man eine Kanüle und just diese versagte am Samstagmittag
ihren Dienst. Eine neue Kanüle musste her, die Krankenschwester vom Dienst
machte dem Dienstarzt Stress und etwas verspätet (Samstagmittag ist jetzt nicht
der ultimative Ort der Ruhe in so einer Klinik) eilte ich in Frau Mipfzels
Zimmer.
Frau Mipfzel begrüßte mich mit einem tiefen Seufzer und
schob gleich hinterher, dass ihr Hausarzt beim Blutabnehmen jedes Mal treffen
würde.
Nach dieser ominösen Aussage deutete sie auf die glorreiche
Hausarztvene und bestand darauf, dass HIER die neue Kanüle hinkam. Die
glorreiche Hausarztvene war leider im Laufe des Klinikaufenthaltes ziemlich
verstochen worden und ich deutete an, dass man an einer anderen Stelle
vermutlich eher Erfolg haben würde.
Egal. Hier müsse die Kanüle hin. Nicht sonderlich
überzeugt ließ ich mich zu einem Kanülenanlageversuch in die malträtierte Vene
überreden, welcher prompt schiefging. Frau Mipfzel seufzte erneut sehr tief und
genehmigte das potentielle Kanülenanlagegebiet auszuweiten nur um zwischendurch
laut zu rufen: „Nein, nein, da nicht! Da auch nicht. Warum legen sie die Kanüle
nicht hier an?!!“
„Öh weil sie an dieser Stelle keine Vene haben?“
„Dann müssen sie halt suchen!“
Frau Mipfzel schimpfte weiter, dass sie jetzt schon so
lange auf die Kanüle warte und auch die Schwester hätte den versprochenen Tee
immer noch nicht gebracht.
Ich erklärte, dass am Wochenende einfach nicht so viel
Personal da wäre. Da daure vieles etwas länger. Dann wollte ich eine Vene
anstechen, die am Rande des von Frau Mipfzels definierten Kanülenanlagegebietes
lag.
Nein, nein da könne keine Kanüle hin, erklärte meine
Patientin sofort empört, ich solle gefälligst weitersuchen. Im Anschluss stieß
sie noch einen weiteren, abgrundtiefen Seufzer aus.
Ich überlegte einfach das Zimmer zu verlassen und nur der
Gedanke daran, dass Frau Mipfzel die Antibiose wirklich brauchte, hielt mich
davon ab.
Frau Mipfzel erzählte mir derweil, dass sie schon viel
mehr Erfahrung als ich mit Krankenhäusern hätte und mir sagen könne, dass in so
einem Krankenhaus unglaublich viel Leerlauf herrsche. Es sei daher gar nicht
nachzuvollziehen, warum der Tee noch nicht gekommen wäre oder warum das mit der
Kanüle so lange daure.
Zum Glück fand ich dann noch eine kleine, wenig
vertrauenswürdige Vene, an die Patientin Gefallen hatte und welche zum Glück
mit einer winzige Kanüle bestückt werden könne.
Frau Mipfzel seufzte dann nochmals missmutig und ich
sagte das Leben wäre eben hart und ich würde die Schwester mit dem Tee gleich
schicken. Dann floh ich aus dem Zimmer.
Oha, als Arzt hat man es auch nicht leicht mit manchen Patienten. Respekt für die Geduld.
AntwortenLöschenAllerdings finde ich das mit den Kanülen auch sehr gewöhnungsbedürftig, nachdem ich (erstmalig und zum Glück einmalig) eine hatte und das blöde Ding für dauerhafte, leichte Schmerzen gesorgt hat während der ca. 40h, die ich die drinnen hatte. Und ich hatte Wochen später noch sowas wie komischen Muskelkater und blaue Flecken in der Armbeuge. Seitdem graut mir etwas vor dem Tag X, an dem ich in meinem Leben nochmal eine bekommen werde. Hoffentlich dann nicht in den Handrücken, das stelle ich mir noch viel unangenehmer vor. Da war ich auch so frei, mir das in dem einen Fall zu verbitten und habe darum gebeten, dass die Kanüle in die Armbeuge/Armvene kommt und nicht in den Handrücken. (Meine Zimmernachbarin wollte das genau umgekehrt haben.^^)