Es war ein schöner Vormittag. Gerade ich erzählte dem PJ
Studenten die Geschichte vom tollen Tagesplan: „Erst entlassen wir die Frau
Glomb-Mimp, dann machen wir Visite und dann erledigen wir alles was wir uns bei
der Visite ausgedacht haben.“ Dieser Plan gefiel mir gut und ich kam bis „Frau
Glomb-Mimp entlassen“.
Hier rief Dr. Gimbele,
Intensivarzt, an und sagte: „Gaaaahhh AAhh Rghlll AAAAAA!“ Gerade habe
die Zahl der komplizierten Notfallpatienten rapide zu genommen. Drei davon
sollten dringend verlegt werden.
Dr. Gimbele sammelte nun Notärzte für die Verlegungen,
während er auf seiner supervollen Intensivstation im Viereck sprang. Vermutlich
war dies schlecht für Gimbeles Blutdruck aber kurze Zeit später waren alle
verfügbaren Notärzte der Klinik eingesammelt. Ich wurde als einer derer
deklariert.
„WAAAS?“ sagte mein Stationsoberarzt, „kann das nicht jemand
anders machen?“ Weil er selber aber nicht jemand anders sein wollte, war es
halt ich.
„Tschüss PJ Student“, sagte ich, „Viel Spaß auf der Station. Bis in 3 Stunden oder so.“
Dann war schon der Rettungsdienst da, der mich und den zu
verlegenden Patienten, den äh Herrn Klumpl, mitnehmen wollten. Motiviert betrat
ich die Intensivstation und notierte mir Notizen zu Herrn Klumpl, die Dr.
Gimbele diktierte, bevor er zur nächsten Verlegung sprang.
Wir verlegten Herrn Klumpl auf die Trage und dann legten wir
4 Spritzenpumpen dazu, eine extra Infusion, das Beatmungsgerät, unseren
Monitor, das arterielle Blutdruckmesssystem, eine Extrainfusion, das Gepäck des
Patienten und noch mehrere andere Dinge. Am Ende bedeckten wir den Berg mit
einer Decke, verabschiedeten uns erfreut und zogen Herrn Klumpl aus der
Station.
Oder fast. So ähnlich. Im Flur
der Intensivstation führte Herr Klumpl denn leider eine größere Menge Diarrhö
ab und lag als Folge dessen in einem großen See an Durchfall, der vorn von der
Trage zu tropfen begann. Dies empfanden wir als unvorteilhaft und schoben Herrn
Klumpl wieder zurück. Dann legten wir die Spritzenpumpen, die Infusion, den
Monitor, das Beatmungsgerät und andere Dinge auf die Seite. Manche Sachen
warfen wir auch in einen großen blauen Müllsack.
Unter Bindung ca. 2/3 des Personals der Intensivstation
versorgten wir Herrn Klumpls akutes Problem auf der Trage. Nach ca. 20 min waren
wir soweit und Herr Klumpl mit einem neuen Handtuch bedeckt. Dieser schlief zum
Glück superstabil weiter in friedlicher Narkose. Wir nahmen also wieder alles
wieder mit. Die Spritzenpumpen, eine neue Infusion, ein neues arterielles
Druckmesssystem blabla usw.
Nur noch so mittelmäßig erfreut starten wir zum zweiten
Versuch die Station zu verlassen, was uns erfolgreich gelang. Wir erreichten
frohgemut den Rettungswagen, luden Patient und Gerätschaften ein, verteilten
alles gerecht im Auto und fuhren los. Juhu.
Nach Erreichen der Hauptstraße fuhren wir so 500 Meter. Hier
kamen wir zu einer Menschenmenge, die uns wild winkten. Diese umringten eine
blutüberströmte Frau, welche am Boden lag.
Den Notfallsanitäter bei Herr Klumpl zurücklassend, welcher
zum Glück kreislaufstabil auf der Trage ruhte, wanderte ich zur blutüberströmten
Frau. Die Dame sei schlimm gestolpert und mit dem Kopf auf dem Boden
aufgeschlagen.
„Habe sie denn schon den Rettungsdienst gerufen?“ fragte ich
die Menschentraube.
„Nö. Sie sind ja so schnell da gewesen.“
„Hmhm“
Nun denn riefen wir also den Rettungsdienst an. Wir
bräuchten mal zügig einen extra Rettungswagen. Herr Klumpl sollte nämlich ebenso
zügig weg hier.
Dann verschwand die Menschentraube, weil jetzt war ja ein
Notarzt mit Personal da und wir beförderten die blutende Frau in den Schatten
unseres Autos, wo wir sie Erstversorgen und gleichzeitig Herrn Klumpl besser im
Auge behalten konnten.
Es erreichte uns kurz darauf ein weiterer Rettungswagen. Beide
Rettungswägen zusammen waren zu breit für die Straße, so dass diese blöderweise
kurzfristig blockierte war. Sogleich fragte uns ein erboster Autofahrer, warum
wir das tun würden, es handle sich doch wohl offensichtlicher Weise nicht um
lebensbedrohliche Probleme. Gerne hätte ich hier meinen beatmeten Patienten
vorgezeigt, der nicht ohne Grund notärztlich verlegt wurde, aber das wäre nicht
legal gewesen und deswegen nickten wir und sagten, wir würden gleich wieder
ganz schnell wegfahren.
Das taten wir dann auch und erreichten ohne weitere
Unterbrechungen die Uniklinik der Wahl, in welcher wir Herrn Klumpl
wohlbehalten abgaben.
Hieraufhin fuhren wir zurück und standen sofort im Stau.
Als ich meine Station erreichte, war der PJ Student (pünktlich)
heimgegangen.
Ich fragte hoffnungsvoll den Stationsoberarzt: „Haben sie
vielleicht schon Visite für mich gemacht?“
„Nö.“
Na dann.
Ich wollte dir nur sagen wie sehr ich diesen Blog liebe. Jeder neue Blogpost wird von mir gefeiert. Dein Schreibstil ist einfach spitze. DANKE!
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