Sonntag, 20. Januar 2019

Detektivgeschichten


Bis jetzt hatte ich Herr Blomp für einen durchschnittlich unauffälligen und vernünftigen Menschen gehalten, so wie ich mich auch für einen halte, was möglicherweise eine Fehleinschätzung ist und so auch auf Herrn Blomp zutraf.

Herr Blomp hatte eine Herzerkrankung im Rahmen derer er auch bewusstlos geworden war. Wir planten nun die Implantation eines Schrittmachers und bevor wir das tun konnten warteten wir auf das Abklingen eines akuten Infektes, den Herr Blomp außerdem besaß.
Herr Blomp war es währenddessen sehr langweilig, deswegen bedrängt er mich in meinem Dienst, er wolle unbedingt kurz heimgehen und neue Socken holen. Ihm ginge es gut und er wohne in der Nähe. Nach längerer Diskussion unterschrieb er missmutig den Gegen-ärztlichen-Rat-Zettel und versprach auf jeden Fall in 15 min wieder da zu sein; mit neuen Socken.

Dann machte ich was anderes, das dauerte ca. eine Stunde. Hierauf rief mich Schwester Benuta an und berichtete Herr Blomp wäre immer noch nicht zurück. Das war blöd, denn einerseits hatte Herr Blomp nach ausführlicher Aufklärung unterschrieben, er würde auf eigene Verantwortung diesen Ausflug machen. Andererseits konnte ich jetzt ja nicht ausschließen, dass er doch bewusstlos irgendwo läge. 

Schwester Benuta hatte daher auch schon die Polizei angerufen, die sich darüber ärgerte, deswegen rief ich nochmal an und der Polizist ließ sich grumpelig die Adresse des Patienten geben inklusive einer Schilderung der Sockengeschichte. Eine Viertelstunde später rief er mich erneut an und erklärte die Adresse des Patienten wäre ja am Stadtrand und gar nicht neben der Klinik. Ob uns das klar wäre: das wäre kein 5 Minuten Fußweg. Dann legte er auf. Ich sah mich nun verpflichtet den Fußweg zur Adresse des Patienten auf einer beliebten Internetseite zu recherchieren. Das Internet gab hier eine Dauer von 75 min pro Geh-Wegstrecke an. 

Ich diskutierte mit Schwester Benuta ob Herr Blomp hirnrissigerweise 2,5 h  Fußweg  auf sich genommen hätte; bezüglich dieser Wanderung wäre er sogar noch zeitmäßig im Lauffenster…. Also rief ich erneut die Polizei an zur öh Lagebesprechung, woraufhin der Beamte erklärte auch er habe recherchiert und festgestellt, Herr Blomp habe uns eine falsche Adresse mitgeteilt. Hmhm ah ja. Der Meldeadresse wäre woanders. Nämlich im Pflegewohnheim direkt gegenüber der Klinik.  Da fuck?

Hieraufhin schickten wir nach einiger Überredung den Securitymitarbeiter der Klinik nach Gegenüber mit der Anweisung nach Herrn Blomps Wohnung zu suchen und ggf. wild zu klingeln und zu klopfen.

Der Securitymitarbeiter tat dies, fand tatsächlich die genannte Wohnung, klopfte und klingelte sehr lang und ausführlich, woraufhin ihm schließlich Herr Blomp die Tür öffnete und fragte was eigentlich los sei. Wie das Krankenhaus? Ach ja. Naja, er habe sich eben auf’s Sofa gelegt und erst mal ein Nickerchen gemacht. Hmhm. 

Wohlbehütet hatten wir ihn dann wieder zurück den Herrn Blomp. Die Polizei freute sich und wir auch. Zumindest etwas. Vielleicht hätten wir ihn einfach schlafen lassen sollen, aber das weiß man später immer besser.




2 Kommentare:

  1. So einen Herrn Blomp hatten wir auch mal stationär.
    War auf den Rückweg von der Kirche nach Hause gestürzt und deswegen Prellungen und Akten bei uns gelandet und nicht wieder nach Hause gegangen.
    Abends fühl mir auf dass auf demsei Rollator nicht Herr Blomp sondern Herr Blonb stand, und noch kleiner Altenheim zur seligen rufe.
    Dort vermisste man ihn seit 10 Uhr morgens, aber mit dem falschen Namen in unserem Computer war er für das Altenheim auch bei deren Suche nicht zu finden.
    Die hatten von sich aus schon die Polizei verständigt.
    Aber bei falschen Namen und der alten Adresse von vor dem Heim im Rechner bei uns kann auch die nicht groß weiter helfen.

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