Herr Foihaduk war von einer
Leiter gefallen. Im Anschluss hatte er einen Herzinfarkt erlitten. Oder so
ähnlich. Vielleicht auch anders herum. Auf jeden Fall war das Ende der
Herzinfarktbehandelung in greifbarer Nähe. Ich terminierte noch zwei Tage bis
zur Entlassung und schrieb ein chirurgisches Konsil: „Liebe Unfallchirurgen,
hier wie besprochen das Konsil: Herr Foihaduk, welcher von der Leiter fiel und
sich hierbei eine hässliche Wunde am Knie zuzog (ganz zu schweigen von diesem
gräulichen Herzinfarkt) geht in zwei Tagen in die Reha. Ihr wolltet das Knie ja
vor Entlassung nochmal anschauen. Also: Nicht vergessen!!“
Ein Tag vor Entlassung riefen
sowohl ich als auch die Schwester (ich weiß in einer genderoptimierten Welt wäre
das jetzt ein Pfleger oder zumindest ein geschlechtsneutraler Roboter), also
diverse Leute riefen mahnend die Chirurgen an, wegen des Konsils und dass Herr
Foihaduk um 15 Uhr vom Krankentransport am Folgetag dahintransportiert werden
würde. „Jaja“, sagte die Chirurgen, „regt auch
nicht auf. Das klappt super.“
Es kam nun der Entlasstag und
mein perfekter Entlassbrief ruhte im PC, auf die Vollendung des Satzes: „Von
chirurgischer Seite wird empfohlen…“ wartend.
Dann riefen wir noch mal die
Chirurgen an.
„KEIN STRESS!“
Dann sagte mein Oberarzt: „Wir
machen Visite um 14.30 Uhr. Seien sie pünktlich!“
Dann rief ich noch ungefähr fünf Mal bei den Chirurgen an und gegen 13 Uhr wurde Herr Foihaduk zu den Chirurgen beordert.
Dann rief ich noch ungefähr fünf Mal bei den Chirurgen an und gegen 13 Uhr wurde Herr Foihaduk zu den Chirurgen beordert.
Super, dachte ich, das passt
wunderschön in meinen ausgeklügelten Zeitplan. Ich kann in Ruhe den Satz:
„Chirurgische Knieempfehlung: blabla…“ beenden, den Brief ausdrucken und
rechtzeitig zur Visite erscheinen, während das DRK oder ein sonstiges
Konkurrenzunternehmen Herrn Foihaduk hinwegtransportiert.
Natürlich war mein Patient um
14 Uhr immer noch nicht zurück.
„Jaaaa“, sagte die
chirurgische Schwester am Telefon, „der Chirurg, der war noch im OP. Der fängt
jetzt erst an. Jaaaaa. Ihr Patient kommt gleich dran.“
Um 14.15 Uhr wurde die Lage langsam
kritisch und ich begab mich in die chirurgische Abteilung, wo ich mich
prominent hinter den Chirurgen stellte und erklärte ich würde jetzt solange im
Weg stehen bleiben, bis ich das blöde Konsil hätte. Bevorzugt in 5 Minuten. Der
Chirurg gab mehrere männliche Chirurgenkommentare von sich, beschloss aber tatsächlich
das Konsil sofort zu vollbringen und übergab mir die chirurgische Empfehlung
mündlich. Jetzt war es 14.28 Uhr und die Schwestern, welche in großer Spannung
die Ereignisse verfolgt hatten und von der drohenden Oberarztviste in zwei
Minuten sowie der ebenso nahenden Abholung von Herrn Foihaduk wussten, riefen
mir motivierend: „Renn, Frau Zorgcooperations, renn!“ hinterher.
(Was mir hier einfällt: Einmal
musst ich von einem verspäteten Zug zum nächsten Rennen. Da war ein komischer
Mann, der rief mir damals: „Flieg, Engelchen, flieg!“ hinterher. Aber ich
konnte mich da nicht mehr umdrehen und „WTF?!!“ rufen, weil ich sonst den
anderen Zug verpasst hätte.)
Also ich lief sehr zügig
durchs Krankenhaus, sodass alle dachten ich wäre ultimativ unterwegs ein Leben
zu retten, sprintete an meinem verdutzen Oberarzt vorbei ins Arztzimmer,
vollendete den letzten Satz des Briefes, drückte auf Drucken und während mein Oberarzt vermutlich dachte:
„Idioten, ich bin von Idioten umgeben. WAS MACHT SIE DA?!“, eilte schon wieder
nach draußen, vollbrachte eine elegante Zweifachfaltung des Briefes, stopfte
alles in einen Briefumschlag und meldete mich dann erfolgreich zur Visite.
ich lese ja schon länger mit. Einfach super geschrieben. Kanns mir so richtig vorstellen.....
AntwortenLöschenkaputtgelacht habe ich mich
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