„Machst du denn nur so banale
Dinge wie Blutabnehmen und EKGs schreiben?“ fragte mich ein Blogleser, entsetzt
über diese langweilige Ausbildung. Nun, manchmal vollbringe ich tatsächlich
auch komplexere Dinge. Es passiert dabei nur nichts wirklich spannendes, außer
dass ich persönlich alles als seeehr aufregend empfinde, Zuschauer aber nicht
unbedingt.
Hier ein Beispiel wie ich
meine erste Pleurapunktion durchführte um eingetretene Flüssigkeit zwischen
Lunge und Brustwand des Patienten abzupunktieren; inklusive vergleichender
Beschreibung wie ich das so fand, im Gegensatz zur Beurteilung eins außenstehenden,
imaginären Zuschauers.
Ich stand nun da mit dem
Ultraschallgerät, suchte die Flüssigkeit im Pleuraspalt und zeigte dem
überwachenden Arzt meinen bevorzugten Punktionspunkt.
Arzt: „Ja PJler, gut, den
kannst du nehmen.“
„Haha“, dachte ich, „wie toll
ich das gefunden habe! Sofort! Auf Anhieb; diese riesengroße nicht zu
übersehende Flüssigkeitsansammlung, die den halben Ultraschallbildschirm
einnimmt.“
Ich begann die weiteren
Vorbereitungen und konzentrierte mich angestrengt auf das korrekte Anziehen der
sterilen Handschuhe: „Ouhh jetzt nur nicht den rechten Handschuh auf die linke
Hand. Hm. Konzentration. Das muss der richtige Handschuh sein. Nichts unsteril
machen! Ahhhh. Langsam. Haha. Alle Finger im richtigen Fingerfach. Und
laaaangsam. Andererer Handschuh. Puh. Fertig. War das nicht ein perfekter
Anziehvorgang?“
(„Gnaa“, denkt sich hier der unsichtbare Zuschauer, „ sie hat Handschuhe
angezogen. Yay.“)
Der Arzt reichte mir nun
routiniert Punktionszutaten steril an, was zu einem weiteren größenwahnsinnigen
Anfall meines Gehirns führte: „Wow, jemand reicht mir Dinge steril an. MIR! Das
ist unglaublich. Normalerweise läuft das
anders herum!“
(„Jo, sie legt sterile Dinge auf eine sterile Ablagefläche. Hmhm“; auch
der unsichtbare Zuschauer ist begeistert, ob der Dramatik.)
Tief durchatmende versuche ich
nun mit der Hand keine größeren Zitterbewegungungen auszuführen und die
Punktion der riesigen nicht zu verfehlenden Flüssigkeitsansammlung gelingt
tadellos. Euphorisch bestätigt mir mein Gehirn, dass dies eine großartige
Leistung war. Überaus großartig!
(„Diese Punktion sah aber leicht aus“, denkt sich der unsichtbare
Zuschauer, „ das könnte ich auch.“)
„Super PJler“, sagt nun der
Arzt, „wenn du die Flüssigkeit vollends abpunktiert hast, klebst du noch ein
Pflaster drauf. Hast ja schon mal zugeschaut und weisst wie es geht. Ich geh‘
mal einen wichtigen Arztbrief schreiben. Tschüss.“
„Wow“, begeistert, dass man
hier sogar die Kompetenz zutraut die Prozedur allein zu beendenden, entferne
ich kurz darauf enthusiastisch die Kanüle und bringe das Pflaster an.
(„Aha, sie klebt ein Pflaster drauf. Spannend…“, der unsichtbare
Zuschauer wird nun durch starken Harndrang abgelenkt und verlässt das Zimmer in
Richtung Toilette.)
Euphorisch über die gelungene
Punktion räume ich auf und nehme die Gratulationen des Patienten entgegen:
„Joa, ham‘ sie gut gemacht.“
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