„Jo“, sagt der Arzt, „die Frau
Rieth, „die braucht noch eine neue Kanüle.“
„Nein“, sagt Frau Rieth, „ich
nehme das Medikament als Tablette ein. Ich brauche keine Infusion und haha
deshalb auch keine Kanüle im Arm!“ „Ganz sicher?“ „Ja!“ „Wirklich?“ „JA!“
„AHHHHH!“ ruft der Arzt, „das
stimmt überhaupt nicht. Geh‘ hin und leg eine Kanüle.“
Nach einem
Überzeugungsgespräch mit dem Arzt persönlich, ist Frau Rieth umgestimmt und
wieder allein mit mir und ihren beiden Zimmernachbarinnen, die versuchen
möglichst unbeteiligt zu wirken.
„Den linken Arm dürfen sie
nicht nehmen, der ist schon ganz verstochen!“ ruft Frau Rieth und präsentiert
mir den Arm auf dem ein dezentes Hämatom prangt. Ich lege als einen
Stauschlauch um den rechten Arm und suche mir eine Vene am Handrücken aus. „Was
da wollen sie stechen? Da hatte ich noch NIE eine Nadel!“ „Naja, das macht ja
nichts. Da habe ich schon viele Leute eine Kanüle gelegt.“ Gesagt, getan. Doch
leider lässt sie die Plastikkanüle nicht ganz in die Vene schieben und hängt am
Ende etwas über die Fingerknöchel hinaus, so dass man sie nicht festkleben
kann. „So kann ich die Hand nicht benutzen!“ protestiert Frau Rieth erbost. Da
hat sie auch wieder Recht und ich erkläre entschuldigend, dass ich da leider
nochmal woanders einen zweiten Versuch starten müsse. „Ich habe ihnen doch
gleich gesagt, dass das nicht funktioniert!“ erklärt Frau Rieth befriedigt, „Nehmen
sie doch die Vene hier.“ Sie zeigt auf eine in Schlangenlinien verlaufende Vene
am Unterarm. „Naja, ich brauche eine Vene, die relativ gerade verläuft, so wie
diese hier.“ Ich zeige eine Nachbarvene und frage jetzt gleich zur Sicherheit:
„Wäre ihnen diese Vene dann recht?“ „Das weiß ich doch nicht! Das müssen sie
wissen!“ ruft Frau Rieth um gleich anzufügen: „aber ich sage ihnen: die Vene
ist zu klein!“ Die Vene ist genauso groß wie die von ihr persönlich
vorgeschlagene Zickzackvene. Nur gerade. Und groß genug für zwei Kanülen. Hm.
In diesem Augenblick fällt mir
auf, dass sich am Frau Rieths Handrücken inzwischen vom ersten Versuch ein
riesiger blauer Fleck ausbreitet. Also erst mal eine Minute auf den blauen
Fleck drücken um diesen an seiner weiteren Ausbreitung zu hindern. Frau Rieths
Laune sinkt weiter. Ich würde jetzt auch gern gehen und jemand anders das mit
dem Kanüle legen überlassen. Zum Glück klappt beim zweiten Versuch alles gut,
trotz der wiederholt von Frau Rieth angemahnten zu geringen Venengröße.
Glücklich klebe ich die Kanüle fest, entschuldige mich für den blauen Fleck und
möchte gehen, da tritt Frau Rieth nochmal nach: „Ich sage ihnen die Kanüle, die
sie hier gelegt haben, die hält auch nicht lange!!“
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