„Ja hallo. Meine Frau
und ich habe so ein Pilzgericht gegessen und jetzt erbrechen wir uns. Meinen
sie das ist schlimm?“
„Äh hallo. Was für Pilze waren das denn?“
„Die hat ein Freund von uns gesammelt. Was meinen sie was
wir tun sollen?“
„Ja hm. Da ist es wohl besser, sie kommen mal vorbei. Am
Besten sie bringen ein paar Pilzreste mit.“
„Ja aber die Pilze sind jetzt alle in so einem Pilzragout
gekocht.“
„Können sie vielleicht noch davon etwas bringen?“
„Aber unser Freund und das Pilzgericht wohnen eine Stunde entfernt von uns!“
„Hmhm, vielleicht können sie trotzdem was bringen lassen?“
Ungefähr 2 Stunden später kommen Herr und Frau Kimmele in
die Notaufnahme. Unklar ist was sie solange gemacht haben. Pilzreste besorgt
auf jeden Fall nicht. Beide leiden unter Erbrechen und Durchfälle.
Ich versuche mehr Pilzdetails zu ergattern: Steinpilze,
Moospilze und Maronenpilze wären es gewesen. Der Freund sei erfahren und hätte
bis jetzt immer die richtigen Pilze gesammelt. Allerdings würde er sich nun
auch erbrechen.
Meine komplettes Pilzwissen beschränkt sich im Detail auf die
gelbe Lohblüte, welche überraschend im Garten meiner Mutter auftauchte und von
mir per Internet notfall-identifiziert wurde, ob deren Gefährlichkeit. (Ein
Schleimpilz, der aussieht wie Bauschaum und in Europa als ungenießbar
eingestuft wird. In Mexiko nennt man ihn anscheinend liebevoll Caca de luna und
grillt ihn. Hmhm.)
Dieses Wissen ist leider aktuell nicht zielführend. Deshalb
rufe ich die Giftnotrufzentrale an, welche mich mit weiteren pilzspezifischen
Fragen löchert: Moospilz sei keine korrekte Pilzbezeichung! Und wären die
gesammelten Pilze jetzt nur Röhrenpilze oder auch Lamellenpilze gewesen?!!?
(Was ist mit Schleimpilzen?!)
Upgedatet in neuer Pilzterminologie versichert man mir, dass Kimmeles Freund eigentlich nur Röhrenpilze sammelt. Die Giftnotrufzentrale vermutet nun ein gastrointestinales Frühsymptom, welches durch verdorbene Röhrenpilze verursacht werden kann und rät mir zu Kohle zum potentiell Toxin binden zu verteilen, auch wenn es dafür schon etwas spät ist.
Sollten die Symptome über 6 h anhalten, empfiehlt mir der
Giftnotruf-Pilzexperte aber trotzdem das klassische
Anti-Knollenblätter-Pilz-Mittel. Nur für den Fall der Fälle. Silibinin hat
einen Handelsnamen der an Herr der Ringe erinnert: Legalon, und ich habe es
noch nie benutzt.
Die Tiefen des Notfallschranks geben aber viel her, unter
anderem auch eine Packung Legalon, welches in weißen, pulvrigen Klumpen in
braunen Glasfläschchen lagert. Fühle mich wie eine alte Kräuterhexe, während
ich darauf warte, was mit Familie Kimmeles Symptomen passiert.
Frau Kimmele geht es
inzwischen wieder gut. Herr Kimmele überschreitet in zu später Stunde das äh
Zeitfenster und erhält das Herr-der-Ringe-Medikament.
Noch später erzählt mir Frau Kimmele, dass sie sich nun den
Intoxikationsgrund überlegt hätte: Sie wären nämlich zu fünft beim Pilzmahl
gewesen. Drei Person der Gesellschafft hätten auch noch den Kartoffelsalat von
gestern gegessen: Ihr Mann, sie selbst und der Freund, also denen den es danach
schlecht ging. Die anderen beiden, die nur Pilze aber keinen Kartoffelsalat
verzehrt hätten, denen ginge es gut. Hmhm.
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