Dr. Minzbi war sehr gewissenhaft. Eher so
supergewissenhaft. Alles soll perfekt sein. Superperfekt. So.
Sonntagnacht nahm Dr Minzbi Frau Gräupfe auf, die einen
komischen Infekt hatte. Dr Minzbi konnte auch nicht wirklich sagen, woher der
kam, dieser Infekt, und das trotz sorgfältiger Untersuchungen, womit er einen
längeren Zeitraum (ca. die ganze Nacht) ausgefüllt hatte. Deshalb fühlte sich
Dr. Minzbi auch nicht sonderlich gut. Zu all dem hatte Frau Gräupfe auch noch
eine transplantierte Niere, was jetzt nicht zur Unkompliziertheit der Angelegenheit
beitrug. Aber Dr. Minzbi hatte sorgfältig ein Antibiotikum ausgewählt und für
den nächsten Tag (Montag war das) nochmal einen Haufen Blutuntersuchungen
angeordnet.
„Hallo Frau Gräupfe“, sagte ich, „hier brauchen wir
nochmal Blut, an diesem schönen Montagmorgen und der Blutabnahmedienst hat ja nichts
abnehmen können von ihnen, deswegen treffen sie jetzt mich, ihren
Stationsarzt!“
Frau Gräupfe lag schlaff und schwach im Bett und sagte
sie hätte keine anstechbaren Venen mehr und sie wünsche mir viel Spaß. Nach
diesen ermutigenden Worten piekte ich dann irgendwie winzige Vene an und bekam
tatsächlich das gewünschte Blut für zwei Abnahmeröhrchen. Als ich das letzte
und dritte Röhrchen anschloss, verweigerte das Venchen aber die weitere
Kooperation. Ein winziger Tropfen Blut rollte in die Monovette, das war’s.
„Naja“, dachte ich mir, „auch egal, das war ja nur noch für das Kalium das in
der Nacht vor ca. 4 Stunden im
niedrig-normalen Bereich gewesen war. Da brauchen wir jetzt nicht unbedingt
eine Kontrolle. Das ändert sich nicht so schnell in den 4 Stunden. Hier liebe
Schwester. Nimm‘ diese Röhrchen. Das für’s Kalium kannst du getrost wegwerfen. Da
ist zu wenig Blut drin.“
Die Schwester war hiervon verwirrt und schickte einfach alles ins Labor. Das Labor dachte: Was ankommt muss auch analysiert werden! Sie schafften es auch tatsächlich einen Kaliumwert aus dem Blutströpfchen zu ziehen, der Wert befand sich aber jenseits von gut und böse. Damit hätte die Patientin mindestens tot sein müssen. Naja, wir wussten alle WARUM der Wert so war und das Labor schrieb nett zum Kalium-Befund dazu, dass dieser wegen eines „unterfüllten“ Abnahmeröhrchens nicht zu verwenden war.
Die Schwester war hiervon verwirrt und schickte einfach alles ins Labor. Das Labor dachte: Was ankommt muss auch analysiert werden! Sie schafften es auch tatsächlich einen Kaliumwert aus dem Blutströpfchen zu ziehen, der Wert befand sich aber jenseits von gut und böse. Damit hätte die Patientin mindestens tot sein müssen. Naja, wir wussten alle WARUM der Wert so war und das Labor schrieb nett zum Kalium-Befund dazu, dass dieser wegen eines „unterfüllten“ Abnahmeröhrchens nicht zu verwenden war.
Ich verlegte Frau Gräupfe dann noch am selben Tag in eine
andere Klinik, in der sie mit ihrer Nierentransplantation besser versorgt war.
Es folgte der nächste Tag und Dr. Minzbi war frisch
erholt vom Dienst wieder da. Entsetzt stellte er fest, dass seine Patientin
Frau Gräupfe verlegt worden war. Ob er da Sonntag wohl eine Fehlentscheidung
getroffen hatte? Hätte er sich vielleicht schon in der Nacht verlegen sollen?
Sofort rief er seine Kollegin, die Frau Zorgcooperations an, die diese
Verlegung veranstaltet hatte.
„Jaja, keine Panik“, sagte ich, „der Frau Gräupfe ging es
halt im Laufe des Tages immer schlechter, das konntest du ja nicht wissen und
da dachten wir jetzt verlegen wir sie ins Uniklinik rechts von Beteigeuze. Die
haben auch die Nierentransplantation gemacht.“
Dr. Minzbi war nicht zu beruhigen und begann mir nun von
den Untersuchungen der Nacht zu erzählen, wo er NICHT herausbekommen konnte,
WAS das für ein Infekt war. „Hmhm“, sagte ich“, der Oberarzt hat mit mir auch
alles nochmal angeschaut. Wir wissen auch nicht was genau sie hat. Mach‘ dir
keine Gedanken. Ich muss jetzt aber schnell aufhören zu telefonieren, ich mache
gerade Visite!“
Minzbi ignorierte meine Anmerkung über die Visite und
rief nun verzweifelt: „Und habt ihr die Kaliumwertkontrolle von gestern morgen
gesehen!“
„Jop. Die stimmt nicht.“ Die Begleitschwester der Visite
rüttelte ungeduldig an meinem Visitenwagen.
„WIE KANNST DU SAGEN DAS STIMMT NICHT!?“ Dr. Minzbi
schien der nicht mit dem Leben vereinbare Kaliumwert den Rest zu geben.
„Das ist eine Fehlabnahme.“ erklärte ich nun beruhigend.
„WOHER KANNST DU WISSEN DASS DAS EINE FEHLABNAHME IST?!!“
„WEIL ICH ES SELBER ABGENOMMEN HABE! Ich muss jetzt wirklich die Visite weiter machen!“
Dr. Minzbi grummelte dann noch etwas, warum wir den Kaliumwert nicht nochmal abgenommen hätten und hätte Frau Gräupfe schönere Venen gehabt, dann hätten wir das vielleicht sogar getan.
„WEIL ICH ES SELBER ABGENOMMEN HABE! Ich muss jetzt wirklich die Visite weiter machen!“
Dr. Minzbi grummelte dann noch etwas, warum wir den Kaliumwert nicht nochmal abgenommen hätten und hätte Frau Gräupfe schönere Venen gehabt, dann hätten wir das vielleicht sogar getan.
Yay, ein neuer Beitrag ^_^
AntwortenLöschenEinmal in der Woche schaffe ich es meistens mit so einem Eintrag :))
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