Sonntag, 7. April 2013

Gefährliche Patienten



Es ist acht Uhr morgens. „Frau Schrimpe-Kohl braucht eine neue Kanüle“, sagt der Arzt. Frau Schrimpe-Kohl braucht schon seit gestern Mittag eine neue Kanüle. Aber in ihrem Zimmer gefunden hat man sie da nicht. Die Zimmernachbarin scheint schon ganz verwirrt zu sein, was ich denn die ganze Zeit wolle.
Doch nun in der Früh liegt Frau Schrimpe-Kohl gemütlich in ihrem Bett und schläft tief und fest vor sich hin. Frohgemut die Dame endlich anzutreffen, stelle ich gleich mein Tablett mit einer großen Auswahl an Kanülen auf ihr Nachttischchen. Auf meine freundlichen Weckversuche hin, demonstriert Frau Schrimpe-Kohl jedoch weiterhin ihr standhaftes Schlafverhalten. Die Zimmernachbarin ist währenddessen schon länger wach und bereitet sich auf einen weiteren langweiligen Krankenhaustag vor. Vermutlich freut sie sich über die Unterhaltung.
Frau Schrimpe-Kohl wacht nun endlich auf und sagt missmutig, dass ihr der Arzt persönlich mitgeteilt hätte ER würde auch die Kanüle legen. „Ach so. Jetzt hat ihr Arzt gerade mich beauftragt, das mit der Kanüle zu übernehmen. Würde das auch gehen?“ Frau Schrimpe-Kohl lässt mich grimmig ihren Arm betrachten und meint dann, „machen sie halt. Aber wenn es weh tut, dann hau‘ ich ihnen eine runter.“
„Ah, hm, nein das wäre mir nicht so recht. Tschüss und bis später dann.“
Kurze Zeit später gebe ich Frau Schrimpe-Kohl Bescheid, dass der Arzt später vorbeikommt und sich persönlich um ihre Kanüle kümmert.
„Ja“, sagt Frau Schrimpe-Kohl, „von mir aus hätten auch sie das gern machen können.“

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