Es ist acht Uhr morgens. „Frau Schrimpe-Kohl braucht eine
neue Kanüle“, sagt der Arzt. Frau Schrimpe-Kohl braucht schon seit gestern
Mittag eine neue Kanüle. Aber in ihrem Zimmer gefunden hat man sie da nicht.
Die Zimmernachbarin scheint schon ganz verwirrt zu sein, was ich denn die ganze
Zeit wolle.
Doch nun in der Früh liegt Frau Schrimpe-Kohl gemütlich
in ihrem Bett und schläft tief und fest vor sich hin. Frohgemut die Dame
endlich anzutreffen, stelle ich gleich mein Tablett mit einer großen Auswahl an
Kanülen auf ihr Nachttischchen. Auf meine freundlichen Weckversuche hin,
demonstriert Frau Schrimpe-Kohl jedoch weiterhin ihr standhaftes
Schlafverhalten. Die Zimmernachbarin ist währenddessen schon länger wach und
bereitet sich auf einen weiteren langweiligen Krankenhaustag vor. Vermutlich
freut sie sich über die Unterhaltung.
Frau Schrimpe-Kohl wacht nun endlich auf und sagt
missmutig, dass ihr der Arzt persönlich mitgeteilt hätte ER würde auch die
Kanüle legen. „Ach so. Jetzt hat ihr Arzt gerade mich beauftragt, das mit der
Kanüle zu übernehmen. Würde das auch gehen?“ Frau Schrimpe-Kohl lässt mich
grimmig ihren Arm betrachten und meint dann, „machen sie halt. Aber wenn es weh
tut, dann hau‘ ich ihnen eine runter.“
„Ah, hm, nein das wäre mir nicht so recht. Tschüss und
bis später dann.“
Kurze Zeit später gebe ich Frau Schrimpe-Kohl Bescheid,
dass der Arzt später vorbeikommt und sich persönlich um ihre Kanüle kümmert.
„Ja“, sagt Frau Schrimpe-Kohl, „von mir aus hätten auch
sie das gern machen können.“
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