Das Kind hatte Asthma. UND eine Erkältung. Sowas ist jetzt
keine Superkombination und deswegen ging Frau Miniglitz zum Hausarzt. Mit dem
Kind selbstverständlich. Der Hausarzt sagte, das wäre im Augenblick noch nicht so
schlimm. Das Kind solle sich halt schonen, viel trinken und so. Man könne
beruhigt wieder heimgehen.
Frau Miniglitz war aber nicht beruhigt und nahm das Kind,
den Peter, mit in ein bewährtes Krankenhaus um die Ecke. Nachdem sie dort
ungefähr 5 Stunden in der Notaufnahme gewartet hatten, kam schließlich der
Notaufnahmearzt um die Ecke.
„Jo“, sagte ich, „also warum sind sie denn zu uns
gekommen.“
„Ja, der Peter, der hat ja Asthma und seit drei Tagen ist
er nun erkältet.“
„Äh, moment“, unterbrach ich und blickte zum Kind, das
laut Aufnahmebogen 16 Jahre alt war, relativ unbeeinträchtigt aussah und gerade
versuchte unbeteiligt aus dem Fenster zu schauen, „vielleicht kann ja der öh
Peter erzählen?“
Peter erklärte nun, dass er etwas Husten habe und auch
Schnupfen. Nein, vom Asthma her habe er deswegen nicht vermehrt Beschwerden. Er
nehme manchmal so ein Bedarfsspray, aber das habe er in letzter Zeit nicht
gebraucht.
Ich untersuchte Peter zur Sicherheit, konnte hier aber
auch nichts Gravierendes finden. Die Lunge hörte sich gut an und auch die
Blutwerte waren fast perfekt.
An dieser Stelle erklärte ich, dass es keinen Grund gäbe
Peter hierzubehalten, was Peter insgesamt sehr erfreute.
Für Peters Mutter fügte ich noch eine längere Erklärung
an, dass man natürlich vorsichtig sein müsse bei Asthma, aber hier wäre ihr
Kind ja in einem wirklich guten Zustand, die Lunge höre sich gut an, die
Blutwerte wären gut, da könne man beruhigt heimgehen, so wie vom Hausarzt
empfohlen. Nach dieser inflationären Verwendung des Wortes „gut“, nickte Frau Miniglitz
verstehend und ging mitsamt Sohn.
„Duuuu, Frau Zorgcooperations!“ sagte eine halbe Stunde
Schwester Magarita, „die Frau MIniglitz steht wieder vor der Tür. Sie hat Sorge,
dass ihr Sohn eine Lungenentzündung hat.“
„Aber WARUM? Wir haben doch extra alles ausführlich
untersucht und extra ausführlich besprochen!“
„Ja, du hast ihnen doch die Blutwerte für den Hausarzt
mitgeben und einer wäre erhöht?“
Ich stapfte vor die Tür, wo Frau Miniglitz schon mit
Peter stand, den Laborzettel in der Hand.
„Da schauen sie Frau Dr. Zorgcooperations! Der CRP-Wert
ist erhöht! Vielleicht ist es doch eine Lungenentzündung!“
„Hmhm“, sagte ich und nahm die beiden in ein angrenzendes (offensichtlicherweise leeres) Zimmer mit, „also schauen sie: in unserem Klinikum ist der normale Wert für dieses CRP 5 mg/l. Ihr Sohn hat jetzt 7 mg/l. Das ist eine vernachlässigbare Erhöhung. Wenn jemand eine schwere Lungenentzündung hat, dann ist dieser Wert oft bei 100 oder 200. Ganz davon abgesehen, dass es ihrem Sohn im Augenblick viel zu gut geht für eine mögliche Lungenentzündung.“
„Hmhm“, sagte ich und nahm die beiden in ein angrenzendes (offensichtlicherweise leeres) Zimmer mit, „also schauen sie: in unserem Klinikum ist der normale Wert für dieses CRP 5 mg/l. Ihr Sohn hat jetzt 7 mg/l. Das ist eine vernachlässigbare Erhöhung. Wenn jemand eine schwere Lungenentzündung hat, dann ist dieser Wert oft bei 100 oder 200. Ganz davon abgesehen, dass es ihrem Sohn im Augenblick viel zu gut geht für eine mögliche Lungenentzündung.“
„Hmhm“, sagte nun Frau Miniglitz. Ihr Sohn zog sie dann
diskret aus dem Klinikum mit nachhause.
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