Es war so Abend und ich trödelte als der Dienstarzt
vom Dienst in der Notaufnahme rum. Meine zu betreuenden Patienten waren gerade
beide zum Röntgen aufgebrochen und vielleicht sollte ich nun eine kleine Pause…
aber da rief Station 11 an, die wohl etwas geahnt hatten und baten ganz dringen
um ärztlichen Beistand: Schwieriger Patient.
Aha. Hm. Bei Eintreffen auf Station 11 erklärte mir die
Schwester missmutig, der erst aufgenommene Patient, wäre mit seinem Zimmer
unzufrieden. Ah.
Ich blätterte durch die Akte: „Herr Noczel, 45 Jahre
alt mit einer chronischen Bronchitis und einer Lungenentzündung. Zimmer 3.“
Ein beruhigendes Gespräch, der Hinweis, dass wir
gerade überbelegt wären, wer kann schon einer logischen Argumentation
widerstehen, die dazu noch von einem weißbekittelten Arzt vorgebracht wird.
Dachte ich mit noch so. Haha.
Herr Noczel war auch in Zimmer drei und schon von
weitem als unzufrieden erkennbar. Sein Bett hatte er nicht berührt. Seine
Tasche stand gepackt auf dem Tisch.
Herr Noczel erzählte mir er habe eine chronische
Bronchitis. Und da müsse das Fenster offen sein. Und die Tür. Sonst könne er
nicht in dem Zimmer sein. Er bekäme sonst keine Luft.
„Oh. Draußen hat es -2°. Es schneit. Da können wir
nicht immer das Fenster und die Tür offen haben. Sie müssen Rücksicht auf die
anderen Patienten nehmen. Wir können ihnen aber hier im Zimmer Sauerstoff über
eine Nasenbrille oder Maske anbieten, dann…“
Herr Noczel unterbrach mich und schimpfte, dass das Fenster UND die Tür offen sein müssten. Bei seinem letzten Aufenthalt habe er ein eigenes Zimmer gehabt, da wäre das doch gegangen!
Herr Noczel unterbrach mich und schimpfte, dass das Fenster UND die Tür offen sein müssten. Bei seinem letzten Aufenthalt habe er ein eigenes Zimmer gehabt, da wäre das doch gegangen!
„Leider sind wir aktuell überbelegt. Da können wir
ihnen kein Einzelzimmer anbieten.“
„Das ist nur weil ich kein Privatpatient bin!“ schimpfte Herr Noczel wütend. Der Wind blies nun einige Schneeflocken herein und es war echt kalt. Die Zimmernachbarn hatten sich prophylaktisch unter ihren Decken vergraben. (Leider hätte es meiner Arztkompetenz vermutlich geschadet, hätte ich auch eine Decke mitgebracht.)
„Das ist nur weil ich kein Privatpatient bin!“ schimpfte Herr Noczel wütend. Der Wind blies nun einige Schneeflocken herein und es war echt kalt. Die Zimmernachbarn hatten sich prophylaktisch unter ihren Decken vergraben. (Leider hätte es meiner Arztkompetenz vermutlich geschadet, hätte ich auch eine Decke mitgebracht.)
„Manchmal muss man Kompromisse eingehen. Ich kann
ihnen aktuell kein Zimmer anbieten in dem sie dauerhaft Fenster und Tür offen
haben können.“
Herr Noczel und ich drehten uns dann mehrere Male argumentativ im Kreis und Herr Noczel sagte schließlich er würde dann gehen, er habe sowieso nicht hergewollt. Der Sohn habe ihn gezwungen.
Herr Noczel und ich drehten uns dann mehrere Male argumentativ im Kreis und Herr Noczel sagte schließlich er würde dann gehen, er habe sowieso nicht hergewollt. Der Sohn habe ihn gezwungen.
Ich sagte seufzend, dass der Sohn nicht unrecht hätte,
würde ihm aber nun einen Kurzbrief für den Hausarzt machen und Antibiotika für
den Abend und nächsten Tag mitgeben, außerdem müsse er mir einen
gegen-ärztlichen-Rat-Zettel unterschreiben.
„Kein Problem“, sagte Herr Noczel. Ich ging, ich tat und ich betrat mit meinem Kurzbrief und dem versprochenen Antibiotikum Zimmer drei.
„Kein Problem“, sagte Herr Noczel. Ich ging, ich tat und ich betrat mit meinem Kurzbrief und dem versprochenen Antibiotikum Zimmer drei.
Die Zimmernachbarn schauten mich mitleidig an. „Tut und
Leid Frau Doktor, sobald sie weg waren, ist der rausgerannt und wir haben ihn
vorhin aus dem Fenster zur Straße eilen gesehen.“
Missmutig entledigte ich mich des tollen Briefes samt
Zubehör und wanderte zurück in die Notaufnahme, wo meine nun beröntgeten
Patienten schon warteten (weil ich ja erst den blöden Brief geschrieben hatte.
Und die Schwester wegen des Antibiotikums genervt hatte. Und das
Anti-Aufenthalts-Formular suchen musste.)
Eine halbe Stunde später rief Station 11 schon wieder
an, die Polizei wäre dran. Für mich. WTF?!
Ein freundlicher Polizist meldete sich und fragte ob wir zufälligerweise einen Herrn Noczel bei uns im Klinikum gehabt hätten? „Warum?!“ „Der behauptet, er wäre bei euch abgehauen und läuft jetzt gerade auf der mehrspurigen Bundesstraße heim.“ „Ah super! Ja, den Teil mit abgehauen kann ich so bestätigen.“
Ein freundlicher Polizist meldete sich und fragte ob wir zufälligerweise einen Herrn Noczel bei uns im Klinikum gehabt hätten? „Warum?!“ „Der behauptet, er wäre bei euch abgehauen und läuft jetzt gerade auf der mehrspurigen Bundesstraße heim.“ „Ah super! Ja, den Teil mit abgehauen kann ich so bestätigen.“
Ich hoffte dann inständig, dass die Polizei Herrn
Noczel nicht zurück zu uns bringen würde. Und die Polizei war klug und fuhr ihn
exklusiv zu seinem Sohn, der versprach sich um den Vater zu kümmern.
Oh Mann... Wobei - bei solchen PatientInnen kann man ja auch froh sein, wenn sie freiwillig abhauen.
AntwortenLöschen"Also in dem und dem Spital ist ALLES besser!"
"Na dann gehen sie doch hin!" (in Gedanken)