Wie in vermutlich allen
Krankenhäusern, gibt es auch in unserem im Innern der Zimmer diverse
Anwesenheits-Knöpfe. Diese lösen eine unterschiedlich farbcodierte Lampe vor
der Tür aus, je nach dem welches Fachpersonal drinnen gerade sein Unwesen
treibt.
Natürlich hat jeder Patient
zudem einen Anforderungs- und Notfallknopf, mit dem man eine Schwester
herbeirufen kann. Was aktuell zudem in vielen Kliniken und unserer natürlich auch
gerade hip ist: drückt der Patient den Anforderungs- und Notfallknopf wird er
erst mit einer Klinikskommunikationszentrale verbunden. Eine freundliche Dame
schaltet sich dann über eine Lautsprecheranlage zu und fragt was das Begehr
ist. Der Patient kann dann sagen, dass er auf’s Klo muss, die Butterschachtel
des Frühstücks nicht aufbekommt oder der Zimmernachbar gerade aus dem Bett
gefallen ist. Diese Information wird dann an die Stationsschwestern
weitergegeben, die je nach Priorität alles abarbeiten. Der Haken dieses Systems
ist, dass alte Leute a) meistens Schwerhörig sind und b) das komplette System
allgemein nicht durchschauen.
Naja, ich ging also in dieses
Zimmer und drückte tugendhaft den gelben Knopf, worauf die Außenlampe auch gelb
leuchtete und ein wohliges „Hier arbeitet ein wichtiger Arzt drin“-Gefühl
verbreitete. Ich begann nun eine wichtige Kanüle zu legen und unterhielt nebenbei
die so malträtierte Frau nett.
Nun ist es aber so: Hat ein
Krankenhauspersonal den Anwesenheitsknopf in einem Zimmer gedrückt UND man
drückt nun zusätzlich den Anforderungs- und Notfallknopf eines Patienten, dann
ist dies das allgemeine Signal dafür, dass in diesem Zimmer ein schrecklicher
Notfall ist und mindestens einer der Beteiligten gerade stirbt. Die Kommunikationszentrale
veranlasst eine Alarmierungskaskade in Folge derer eine größere Anzahl an
Ärzten und Krankenschwestern quer durch die Klinik rennt, diverses
Notallequiment hinter sich her ziehend, nur um in kürzester Zeit im
Notfallzimmer lebenrettend durch die Tür zu brechen.
Also ich war immer noch in dem
Zimmer. Mit Anwesenheitsknopf. Da drückte die Tochter der Nachbarpatientin
einfach mal den Anforderungs- und Notfallknopf. Panikartig schaltete sich die
Kommunikationszentale ein. Was denn los wäre. „Nichts?“ Zum Glück sah ich nun
die Nebenantocher mit dem Knopf in der Hand und rief in Richtung des
Lautsprechers, „Nein, nein wir haben keinen Notfall!“
„DOCH!“ rief nun die Tochter
empört, „doch das ist ein Notfall!“
Huä? Ich war einen prüfenden
Blick auf die Mutter – noch sehr lebendig – und dann die Tochter: „Meine Mutter
muss auf die Toilette!“ zischte diese nun. Die Kommunikationsdame war
inzwischen kurz vor dem durchdrehen, während ich händeringend zu verhindern
versuchte, dass sich gleich die Kaskade an Notfallpersonal inklusive eines
Hightechbeatmungsgerätes, eines Defibrillators und eines Anästhesisten durch
die Tür ergießen würde. „ja, nein, das ist kein richtiger Notfall!!“ rief ich
nun also und um die Tochter zu beruhigen fügte ich noch an, dass das Anliegen
zwar wichtig aber nicht todeswichtig wäre und dann rannten mehrere Schwestern
ins Zimmer, die von der Kommunikationsdame ob der konfusen Situation bedrängt
worden waren und die Zimmernachbarin konnte dann feierlich auf die Toilette und
die Kanüle war dann auch vollendet.
Urgh.
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