Samstag, 11. April 2015

Mehr Sauerstoff!



Da wollten wir Herrn Beissfuß also entlassen. Herr Beissfuß hatte Bluthochdruck und  außerdem dauernd Atemnot oder zumindest behauptete er das. Darum benutzte er auch extensiv unseren Kliniksauerstoffvorrat. Irgendwann hatten wir alle Probleme von Herrn Beissfuß behandelt. Bis auf das Sauerstoffproblem. Um ihn also entlassen zu können, beantragten wir ein Sauerstoffgerät für zuhause. Ich schrieb einen schicken Entlassbrief und da ergab sich ein Problem: Herr Beissfuß war erst vor wenigen Tagen ins Hoheitsgebiet von Beteigeuze gezogen. Das Gerät musste nun gemäß Vorschrift aber im ursprünglichen Herkunftsort von einem Arzt verschrieben werden. Dort trafen wir auf den renitenten Herrn Dr. Glober. Und nachdem Herr Dr. Glober alle unsere netten Krankenschwestern und Sozialdienstdamen zur Sau gemacht hatte, was uns da denn für eine dumme Idee eingefallen wäre, von wegen Sauerstoffgerät und so, sind wir hier etwas die Astronautenbetreuung der NASA oder was, ja da durfte ich als nächstes bei Herrn Dr. Glober anrufen.
„Glober!“; rief Herr Dr. Glober auch sofort in den Apparat.
„Äh, Klinikum Beteigeuze hier Zorgcooperations, es scheint hier ja einige Probleme mit diesem Sauerstoffgerät für Herrn Beissfuß zu geben.“
„JA!“ rief Herr Dr. Glober, „das ist gegen die Leitlinien!“ und führte eine längere angeregte Diskussion mit mir, an deren Ende ich mit meinem Oberarzt drohte und Herr Glober sagte, er warte dann auf den Rückruf.




Also traf ich am Nachmittag auf den Oberarzt. „Gnö blöd.“ sagte der. „Naja und was machen wir jetzt?“ fragte ich. „Pö, da habe ich keine Lust den Herrn Dr. Glober anzurufen!“ sagte der Oberarzt. „Naja ich auch nicht“; meinte ich und wiederholte meine erste Frage, „und was machen wir jetzt?“ „Joa, weiß auch nicht“ der Oberarzt dachte vermutlich schon an seine glorreich Zweitkarriere bei der NASA und dass er es sich hier mir Dr. Glober nicht verscherzen wollte. „Überlegen sie sich doch was Frau Zorgcooperations. Ich sage doch den ganzen Tag irgendwelche Sachen. Freuen sie sich doch das sie jetzt auch mal was entscheiden dürfen!“ „Haha“, dachte ich und hielt den Visitenwagen fest. Nachdem ich noch eine Weile herumgenörgelt hatte, beschlossen wir nun Herrn Beissfuß eben experimentell ohne Sauerstoffgerät heimzuschicken. Denn laut Leitlinien brauchte er schließlich kein Gerät und Herr Dr. Glober, der es als einziger verschreiben konnte, wollte das ja nicht.

Ich setzte mich also wieder ins Arztzimmer, dachte darüber nach wie ich mich hier vermutlich mal wieder bei meinem Oberarzt unbeliebt gemacht hatte und ob es jetzt wirklich nötig wäre Herrn Dr. Glober nochmals anzurufen um ihm den aktuellen Stand der Dinge nahezubringen. Hm nein, entschied ich mich hier und begann den wichtigen Arztbrief für Herrn Beissfuß umzubauen.

Da klingelte das Telefon und haha Dr. Glober war dran, was denn nun los wäre. Wie der Patient ging jetzt ohne Sauerstoffgerät heim?! Hm da müsse er unbedingt mit meinem Oberarzt sprechen. Tatsächlich war Dr. Glober dann sogar richtig nett zu mir, weshalb ich die Oberarztnummer rausrückte und irgendwie hat Herr Beissfuß das Sauerstoffgerät dann doch bekommen.

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