Dann saßen wir also alle im in diesem abgedunkelten
Besprechungsraum und die offizielle morgendliche Besprechung begann. Der
Radiologe warf im Sekundentakt Röntgenbilder an die Wand und fällte ebenso
schnell sein radiologisches Urteil. Dann rief der gastroenterologische Oberarzt
die geplanten Untersuchungen in den Raum und rief außerdem: „Frau zum Hum
- Leberpunktion! Moment. Das haben wir
doch schon letzten Monat gemacht!“ „Jaaaa“, sagte ich, denn für Frau zum Hum war
natürlich ich zuständig, „letztes Mal war die Patientin ja noch in Behandlung
mit Cortison. Da hat man nicht so viel gesehen in der Biopsie. Gerade steigen
die Leberlaborwerte wieder und deshalb haben wir eine neue Biopsie angeordnet.“
„Aber das ist doch nicht unbedingt nötig. Sie sollten erst mal den
Langzeitverlauf abwarten“, sagte der Chefarzt jetzt missbilligend. „Eigentlich
hatte ich das mit Herrn Dr. Grumhz schon so besprochen“, wies ich nun auf den
anderen gastroenterologischen Oberarzt hin, der heute natürlich krank war.
„NEIN! Das machen wir jetzt nicht!“ erklärte der anwesende Gastroenterologe
erbost und strich die Punktion vom Programm.
Kurz darauf ratterte auch schon der Chefkardiologe das
kardiologische Untersuchungsprogramm herunter: „Frau Zimml, Herzkatheter. Hm?
Warum bei Frau Zimml Herzkatheter?“ Frau Zimml war natürlich auch meine
Patientin und ehrlich gesagt konnte ich mich nicht wirklich daran erinnern
WARUM Frau Zimml einen Herzkatheter haben sollte. Am Abend zuvor hatte mein zuständiger
kardiologischer Oberarzt zwar noch gesagt: „Und bei der Frau Zimml da machen
wir ein Herzkatheter.“ Aber dann war er weggelaufen ohne dies genauer zu
erläutern und ich hatte noch nicht mal
eine Anforderung dafür ausgefüllt. Irgendeine freundliche Schwester hatte alles
trotzdem gleich angemeldet. Was prinzipiell ja sehr nett war. Dummerweise hatte
Frau Zimml keine passenden
Vorerkrankungen oder Beschwerden, an die ich mich erinnern konnte, die einen
Herzkatheter rechtfertigen würden und die ich auf gut Glück dem Chefkardiologen
vorn mit der Liste und dem fragendem Blick zuwerfen hätte können. „Hmmm, das
weiss ich auch nicht“, sagte ich also etwas diffus. Mein zuständiger kardiologischer Oberarzt war
zwar nicht krank und tatsächlich anwesend, sah aber unauffällig in eine andere
Richtung und schien sich ebenfalls nicht mehr daran zu erinnern, WARUM er am
Vorabend in aller Welt noch diese Herzkatheteruntersuchung bei Frau Zimml haben
hatte wollen. „Äh ja“, sagte der Chefkardiologe, „dann streichen wir das mal
aus dem Programm.“
So habe ich an einem einzigen Morgen mal wieder einen
sehr guten Eindruck hinterlassen.
Am nächsten Tag
war dann mein ursprünglicher, gastroenterologischer Oberarzt wieder da und
fragte mich WARUM wir denn die Leberpunktion bei Frau zum Hum bitte nicht
gemacht hätten?!
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