„Uh“, sagte ich und blätterte durch die 20 seitigen
Unterlagen, welche der Patient vom Pflegeheim mitbekommen hatte und die
genaustens auflisteten, wann der Hausarzt in den letzten 10 Jahren welche
Medikamente an- und wiederabgesetzt hatte, wie sich der Patient seinen
Sterbetage vorstellte und in welchem Rhythmus der Blutdruck gemessen werden
sollte.
„Öh, hier steht
der Patient hat einen 50-fach erhöhten Entzündungswerte und 39°C Fieber.
Vielleicht ist das ja das Problem?“
„Hmhm“, sagte der Neurologe, er habe da auch schon geschaut verschiedene Untersuchungen angeordnet. Der Patient habe aber im Röntgen keinen Infekt und im Urin keinen Infekt und im Magen/Darmbereich auch nicht.
„Hmhm“, sagte der Neurologe, er habe da auch schon geschaut verschiedene Untersuchungen angeordnet. Der Patient habe aber im Röntgen keinen Infekt und im Urin keinen Infekt und im Magen/Darmbereich auch nicht.
An diesem Punkt stellte ich fest, dass ich vermutlich
doch von meinem Stuhl aufstehen musste. Dies tat ich dann selbstverständlich
voller Energie und trat zu Herr Gimbitz in die Kabine. Herr Gimbitz, ein etwas
dementer älterer Herr, döste friedlich vor sich hin.
Kluge Internistenfragen beantworte er nicht und ließ sich
allenfalls zu einem grummeligen „Meh.“ hinreißen. Ich konnte nachvollziehen,
dass der Neurologe sich irgendwie schwer tat und schritt nun zur super
Internistenuntersuchung. Lunge, Herz und Bauch präsentierten sich unauffällig. Ich
entschloss mich noch zu einem Routineblick auf Herrn Gimbitz Beine, auch wenn
ich da jetzt keine Wassereinlagerungen erwartete, denn das ist der Hauptgrund,
warum Internisten Beine zu vehement betrachten und energisch versuchen Dellen
in die Unterschenkel zu drücken.
Herr Gimbitz Beine warum allerdings wie erwartet recht
Wassereinlagerungs-Los, also bis auf das rechte an dem ein großer, roter Fleck
prangte, welcher auch weh zu tun schien.
Erysipel oder Wundrose nennt man das. Deswegen auch der
Infekt mit Fieber und erhöhten Entzündungswerten und deswegen war Herr Gimbitz
auch so müde und verlangsamt.
Ich stelle mir jetzt vor, dass der Neurologe von dieser intelligenten
Internistenleistung hochbeeindruckt war. Vermutlich aber nicht. Die restliche
Nacht musste er nämlich helfen banale, aber neurologische Probleme
internistischer Patienten zu lösen.
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