„Puh“, erzählte mir der Patient
bei Visite, „Bin ich froh, dass ich jetzt auf Station bin. In eurer
Notaufnahme, da geht es ja zu!“ „Äh ja“, sagte ich und während das letzte
Wochenende in meinem Kopf wild aufflackerte konnte ich hier auch nicht wirklich
widersprechen:
16 Uhr Sonntag: Die Anzahl
anwesender Ärzte bewegt sich am unteren Ende der Skala: Ich las mir meine
to-do-Liste durch, auf der 5 Kanülen und ein Ultraschall für Station 22 standen.
Die Aufnahmeschwester stapelte währenddessen schon mal vier Aufnahmebögen vor
mich hin. Neue Patienten. Ich beschloss mich also erst mal um diese zu kümmern
und wanderte zu Herrn Gukojak. Husten. Seit 4 Tagen! „Äh und was erwarten sie
sich nun so von uns?“ fragte ich freundlich, aber da klingelte mein Telefon und
die Schwester der kardiologischen Station fragte, wann ich denn nun endlich
käme um die Kanülen zu legen. Außerdem wären noch zwei EKGs da, die jemand
anschauen müsse (und „jemand“ meinte selbstverständlich mich). „Öh, später“,
sagte ich, während der nächste Anruf in der Leitung piepste. Der
Rettungsdienst, sie kämen mit einem schweren Herzinfarkt. Ich versicherte Herrn
Gukojak ich käme gleich wieder und rief den diensthabenden Kardiologen an, auf
dass dieser auch käme um einen Herzkatheter beim baldig eintreffenden Patienten
zu performen.
Anschließend organisierte ich alle nötige hierfür und wollte
zurück zu Herrn Gukojak, wurde aber von einer jungen Frau aufgehalten, die
wütend die Notaufnahme durchquerte. „ICH BIN EIN NOTFALL!“, rief sie
aufgebracht, „ICH WARTE SCHON SEIT EINER STUNDE!“ „Herzrhythmusstörungen“,
murmelte mir die Aufnahmeschwester und schob mir das EKG der Frau zu, auf dem
aber keine Rhythmusstörungen zu sehen waren. „Öhm“, erklärte ich, „wir werden
uns das bald anschauen. Haben sie bitte noch etwas Geduld.“ Die Frau war nicht
erfreut und ich ging wieder zu Herrn Gukojak. Doch da kam auch schon der
Rettungsdienst mit dem schweren Herzinfarktpatienten und ich beschloss Herrn
Gukojak erst mal zum Röntgen zu schicken.
So wanderte ich mit ins
Herzkatheterlabor, wo der Patient kurzfristig überlegte nun zu sterben,
woraufhin wir ihn professionell zurückreanimierten und unser Chefkardiologe
zwei große Stents einbaute. „Der hat einen kardiogenen Schock!“ erklärte mir
der Chefkardiologe gewichtig und dass
ich ja gut nach ihm (dem Herzinfarktpatienten!) schauen solle. Dann rief die
kardiologische Station an, was denn nun mit den Kanülen wäre.
Dann rief die Notaufnahme an,
dass inzwischen sieben Patienten warten würden. Ob ich bald fertig wäre?!
Dann rief die
gastroenterologische Station an, einer ihrer Patienten wäre aus dem Bett
gefallen und ich soll kommen und schauen.
Dann rief ein Gynäkologe an,
ich müsse unbedingt einen Ultraschall für ihn machen. „Uh“, sagte ich, „Ultraschall,
das kann etwas dauern!“ „So eine Stunde dann?“ fragte der Gynäkologe. „Hm, nein
eher so fünf.“ Der Gynäkologe war auch nicht erfreut und ich verlegte den
Herzinfarktpatient auf die Intensivstation. „Stündlich!“ rief mir der
Chefkardiologe hinterher, „sie müssen stündlich nach ihm schauen!“ Dann ging er
wieder nach Hause.
(Fortsetzung folgt)
Danke für deine Blogeinträge! Sehr unterhaltsam, ich lese gerne mit... mach weiter so :)
AntwortenLöschenOje... Das klingt nach nem echt stressigen Dienst. Hoffe du hast ihn halbwegs gut überlebt!
AntwortenLöschen