Es war der Tag vor einem größeren
Konglomerat an Feiertagen: Alle Patienten wollten nach Hause und die, bei denen
das eine blöde Idee war, sollten zumindest optimal vorbereitet in die düstere
Zeit ohne fürsorglichen Stationsarzt gehen.
Schon am Vortag hatte ich
alles vorbereitet und haha heute würde ich dann pünktlich gehen. So.
„Meh“, begrüßte mich die
Schwester gegen 8 Uhr früh, „schau‘ was dein Kollege vom Nachtdienst getan hat:
4 NEUE Patienten.“
„Meh“, sagte mein
Blutabnahmeheinzelmännchen, „deine Patienten die haben alle so blöde
Blutgefäße. Hier eine große Liste an Leuten, welche ich nicht erfolgreich
anstechen konnte.“
Ich verbrachte die nächste
Stunde damit bei Frau Gözzel eine winzige Vene am linken Zeigefinger zu
punktieren, bei Herr Gruber lange Minuten darauf zu warten, dass das einzig
kooperative, aber nicht überkooperative Blutgefäß am rechten Arm langsam meine
Abnahmeröhrchen volltröpfelte und eine krumme Kanüle über Herrn Semonis
Handgelenk zu versenken.
Dann bedrängte ich den
Oberarzt noch zwei Ultraschalluntersuchungen zu machen (über die Feiertage
macht das niemand, Oberarzt!) und der Oberarzt beschloss aus Rache, dass wir
doch Frau Gözzel und Herrn Semoni heute doch entlassen könnten (warum habe ich
gerade erst eine halbe Stunde damit verbracht, diese Kanüle zu legen?!)
Naja, ich machte dann Visite,
entließ alle möglichen Patienten, tat das ganze Zeugs, dass Stationsärzte sonst
noch so machen wie z. Bsp. den Oberarzt nochmal anrufen, wegen des Ultraschalls
(„Meh ich weiss!“).
Dann rief der Oberarzt
ungehalten an, wo denn jetzt die Patienten blieben, für die ich einen
Ultraschall gewollt hätte, er säße ja im Ultraschallraum und warte!!
„Huä, aber ich habe extra alle
schon vor einer halben Stunde zu ihnen geschickt!“
„Wirklich? Wie hießen die nochmal, die Patienten?
„Herr Huber und Herr Gruber.
Die müssten schon lange…“
„Ahahaha, ja, die habe ich
schon gemacht, da wusste ich gar nicht dass das ihre waren!“
Dann fiel dem Oberarzt noch
ein, dass die genannten eigentlich auch morgen heim könnten, die hätten beim
Ultraschall so drum gebeten, ich solle das doch noch organisieren. „Woah, was?
Echt jetzt und ganz sicher Oberarzt? Sooo gesund sind die nicht!“ „Doch, doch,
höre auf mein kluges Oberarzturteill! Lass sie heim. Da gehe ich jetzt auch
hin. Tschüss treuer Stationsarzt, bis in 5 Wochen oder so.“
Pünktlich heimgehen für mich war
jetzt auch vorbei.
Die Akten von Herrn Huber und
Gruber sammelnd, traf ich auf die Stationsschwester, die sagte: „Oh, aber Frau
Zorgcooperations jetzt schau‘ doch nicht so grimmig.“
Dann ging ich aus Versehen ans
Telefon und wurde in ein halbstündiges Gespräch mit Herrn Hubers Ehefrau
verwickelt, ob ich ihren Mann nicht schon heute heimlassen könne, weil das wäre
praktischer zum Abholen.
Dann war es so dunkel draußen,
dass man auch einen Eisbären übersehen würde und ich hatte noch nicht mal einen
vorläufigen Entlasskurzbrief für die Herren erstellt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen