Sonntag, 25. März 2018

Verlaufsschwankungen


„Also sie kommen zu uns weil der Blutdruck immer so hoch ist und sie dann Kopfschmerzen bekommen?“

„Ja heute morgen war er bei 190/110! Aber wissen sie, das Problem ist: Er schwankt auch immer so der Blutdruck und ist manchmal plötzlich ganz niedrig!“

„Hmhm,“ sagte ich und dachte mir schon im Kopf einen ausgeklügelten Plan aus, was wir jetzt mit Herrn Glomzopfs Blutdruck veranstalten könnten. Erstmal noch keine Umstellung der Medikamente, am besten eine Langzeitblutdruckmessung zur Übersicht der Schwankungsdarstellung, dann einen Ultraschall zu allgemeinen Herzdarstellung und dann gaaanz vorsichtig Medikamentenumstellung. Aber erst noch ein paar Details klären.

„Wenn der Blutdruck so hoch ist und sie die Kopfschmerzen bekommen, haben sie da ein Bedarfspräparat das sie einnehmen?“

„Naja, da nehme ich einfach alle meine Morgen-Blutdrucktabletten nochmal ein.“

„…“

„…“

„Also sie nehmen alle ihr hochdosierten Blutdruck-Medikamente einfach nochmal ein? Das Ramipril 10 mg, das Lercanidipin 20 mg und das Bisprolol 5 mg?“

„Ja genau!“

„Hmhm. Und was passiert dann?“

„Naja nichts. … Aber nach einer halben Stunde ist der Blutdruck dann plötzlich ganz niedrig. So um die 80/50. Dann fühle ich mich nicht gut."

Schnell stellte sich heraus, dass wir hier das Problem der mysteriösen Blutdruckschwankungen gefunden hatten. Mein ausgeklügelter Plan konnte glorreich vereinfacht werden und Herr Glomzopf viel schneller heim als erwartet, mit einfacherem Medikamentenplan und einem vernünftigen, milden Bedarfsmedikament für überraschende Blutdruckspitzen.


Samstag, 10. März 2018

Diagnostik extreme


Nachdem ich glorreich gleichzeitig fünf Patienten meiner Station entlassen hatte, bekam ich sofort sechs Neue.  
Ich klaute also in einem unbeobachteten Moment dem Krankenpflegepersonal die neuen Akten, um herauszufinden WER da so bei mir gelandet war und WAS ich überhaupt tun sollte.

Herr Blomzopf war zu Beispiel mit dem Verdacht auf eine Lungenembolie gekommen. Seit drei Tagen bekäme er keine Luft mehr und habe ein unangenehmes Gefühl im Brustkorb. Weil Herr Blomzopf schon mal eine Lungenembolie gehabt hatte, war er sofort vom Aufnahmearzt voller Energie durch einen Computertomographen geschoben worden, mit dem Resultat: Nope, keine Lungenembolie.
Nun verdächtigte man eine Verengung der Herzkranzgefäße, da Herrn Blomzopfs Vater das auch schon gehabt hatte. Ich veranlasste diverse Blutuntersuchungen und Ultraschalluntersuchungen und Visite machte ich auch. Das war alles nicht so ergiebig. Herr Blomzopf berichtete weiter über die Luftnot und Schmerzen und am Ende meldeten wir eine tolle Herzkatheteruntersuchung an zur Darstellung der Herzkranzgefäße. Ein erfreuter Kardiologe popelte daraufhin mehrere Herzkatheterdrähte und ähnliches in Richtung Herrn Blomzopf Herzens. Danach schrieb er mir auf einen Schmierzettel einen vorläufigen Befund: „Normale Herzkranzgefäße, alles normal, supernormal“, stand da drauf.
Ich ging also zu meinem Patienten hin und erklärte, dass unsere Untersuchungen bis jetzt unauffällig gewesen wären. Das CT, die Blutwerte, der Ultraschall, die Herzkatheteruntersuchung. „Aber ich habe immer noch das Gefühl nicht so gut atmen zu können und manchmal sticht es im Brustkorb!“ wandte Herr Blomzopf ein und hustete und ich fragte, ob er denn viel huste.

Ja, ja. Husten habe er seit einigen Tagen. Und jedes Mal beim Husten schmerze es in der Brust.

„Habe sie vielleicht eine Erkältung? Läuft denn auch die Nase etwas?“

„Öh ja, die ist gerade immer zu.“

„Wäre es möglich, dass sie deswegen schlechter Luft bekommen?“

„Ja, tatsächlich.“

‚Viraler Erkältungsinfekt‘ haben wir später auf die Entlasspapiere geschrieben. Schmerzen durch das viele Husten und Luftnot durch die verstopfte Nase. 

Hmhm.