Montag, 22. Januar 2018

Sie sind doch ein Krankenhaus!

Herr Moomzl kam mit schwerer Lungenentzündung. Glücklich schrammten wir an einem Intensivstationsaufenthalt mit Beatmung vorbei, aber nur ganz knapp. Wir zogen unsere schönsten Antibiotika aus dem Schrank, ließen Herrn Moomzl inhalieren und viel im Bett rumliegen. Nach zwei Wochen ging es endlich bergauf und nach einer weiteren Woche sagte ich erfreut: „So Herrn Moomzl, die Lungenentzündung ist gut zurückgegangen, da können wir sie morgen entlassen.“
„Wie entlassen?“ rief Herr Moomzl, „was ist mit meinen Rückenschmerzen?“
Nun war es aber so, dass Herr Moomzl, vom vielen Liegen leichte Rückenschmerzen bekommen hatte. Wir hatten das auch extra untersucht und ich erklärte dem Patienten nochmals, dass die Rückenschmerzen am besten durch Bewegung wieder weggingen. Dafür müsse er nicht hierbleiben. Überhaupt in so einem Krankenhaus liegt man ja meistens dauernd im Bett. Das wäre nun kontraproduktiv.
„Aber“, sagte Herr Moomzl, „sie sind doch ein Krankenhaus und sie müssen mich behandeln, wenn es mir schlecht geht.“
„Ja durchaus und wir haben die Lungenentzündung behandelt. Da geht es ihnen doch auch schon viel besser. Sie haben kein Fieber, keinen Husten und keine Luftnot mehr!“
„Hm, das stimmt schon, aber jetzt habe ich Rückenschmerzen.“
„Sie haben da Muskelverspannungen vom vielen Liegen. Sie müssen sich jetzt viel bewegen. Und weil es ihnen insgesamt viel besser geht und sie sich auch zuhause bewegen können, möchten wir sie bald entlassen.“
„Jaja, mir geht es schon besser ABER ich habe trotzdem Rückenschmerzen und ich erwarte, dass ich vollkommen gesund und beschwerdefrei bin, wenn ich aus dem Krankenhaus entlassen werde!“
„Hm“, sagte ich, „das ist leider so nicht praktikabel.“ Herr Moomzl fand sich grumpelig mit seiner Entlassung ab und verließ uns am nächsten Tag.


Freitag, 12. Januar 2018

Vorsicht ist die Kiste der Großmutter.



Es war Abend und ich stand in unserer Notaufnahme herum, unschlüssig, wo ich denn nun anfangen sollte zu arbeiten.
„Am besten du gehst erst mal zu Herrn Mimpfzl“; sagte Schwester Margarita und schob mich energisch in Richtung Kabine 3, „Magenschmerzen hat er.“
Herr Mimpfzl hatte seine Frau dabei: Frau Mimpfzl, die auch den Großteil des Redens übernahm. Ihr Mann hätte seit einigen Tagen schlimme Magenschmerzen, vor allem beim Essen. Jetzt halte er es nicht mehr aus. Sie habe ihm auch schon ein altes Medikament von ihrer Großmutter gegeben, aber das hätte nicht geholfen.
Ich fragte nun auch einige Dinge unter anderem, was genau für Tabletten das gewesen wären.
„Na gegen Magenschmerzen! Da weiß ich nicht mehr wie die heißen.“
Ich zählte die Namen sämtlicher, gängiger Magenmedikamente auf.
Nein, das wäre es alles nicht gewesen,
„War es denn so ein pflanzliches, freiverkäufliches Medikament?“
Nein, nein, das bekäme man nur auf Rezept und die Großmutter habe das immer genommen. Aber ihrem Mann habe es nicht geholfen. Herr Mimpfzl nickte zustimmend und voller Inbrunst.
„Hm gut“, sagte ich, „und außer dem rezeptpflichtigen, aber unbekannten Präparat ihrer Großmutter, habe sie noch andere Medikamente aufgrund der Beschwerden genommen? Ein Schmerzmittel vielleicht?“
„Nein, nein“, rief Frau Mimpfzl entsetzt, „da können ja alle möglichen gefährlichen Nebenwirkungen auftreten bei so einem Schmerzmittel! Da hat er keins genommen.“
Herr Mimpfzl nickte nochmals energisch.
„Hmhm“, sagte ich.