Sonntag, 15. Mai 2016

Graben-Meteorit



Es war ein schöner Abend, die Sonne versank mittelrot hinter der Klinik und die Pforte stellte mir einen mysteriösen Anruf durch.
Es stellte sich Herr Gäb-Bodele vor, seit längerem habe er immer so einen Druck auf der Brust und man habe ja schon alles untersucht, aber nie etwas gefunden, jetzt habe er mit einem Arzt aus Polarstern telefoniert und der habe vorgeschlagen, man solle doch ein PET CT machen.
Hier machte Herr Gäb-Bodele eine bedeutungsschwere Pause und ich war verwirrt, was man nun von mir erwartete:
Wollte Herr Gäb-Bodele eine Zweitmeinung bezüglich des PET-CTs?
Hoffte er auf eine baldige Durchführung dessen?
Oder aber und hier stellte ich erst mal die naheliegende Frage: „Haben sie denn aktuell die Beschwerden?“
„Ja, nein. Gerade nicht.“
„Hmhm. Und was ist denn nun der Anlass für sie, heute Abend um 21 Uhr bei uns anzurufen?“
„ICH HABE SCHON SEIT EINEM JAHR IMMER WIEDER DEN DRUCK AUF DER BRUST!“
„Ah. Hm. Und sie sagen, man hätte das schon genauer untersucht?“
„Jaja, Röntgen, normales CT, Ultraschall, Blutuntersuchungen, Belastungs-EKGs! Nie ist was rausgekommen. Das kann doch gar nicht sein. Und Herr Dr. renommierter Oberarzt aus Polarstern sagte mir nun, da könne man ein PET-CT machen!!“
„Hm. Wir können jetzt nicht sofort ein PET-CT machen. Das ist keine Notfalluntersuchung. Ganz davon abgesehen, dass wir hier kein solches Gerät haben. Das machen hochspezialisierte Zentren, die eine stabile Bauweise und robuste Statik aufweisen.“
„Aber ich habe den Druck immer wieder!“
„Sie dürfen gerne vorbeikommen und wir schauen uns alles nochmal an. Nur wenn sie aktuell gar keine Beschwerden haben, bin ich mir nicht sicher ob das so sinnvoll ist, nachts in die Notaufnahme zu gehen.“
„So?! Und sie können mir garantieren, dass mir heute Nacht nichts passiert?!!“
„Nein, genauso wenig wie ich ihnen garantieren kann, dass heute Nacht kein Meteorit in ihr Haus einschlägt und in einem riesigen Krater das nächste PET-CT versenkt.“
Herr Gäb-Bodele war nicht zufrieden und beschloss zur Sicherheit doch vorbeizukommen.
Als ihm die Aufnahmeschwester jedoch erzählte, er müsse leider zwei Stunden warten, ging er wieder heim. 


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