Sonntag, 14. Juli 2013

Die Pleurapunktion


„Machst du denn nur so banale Dinge wie Blutabnehmen und EKGs schreiben?“ fragte mich ein Blogleser, entsetzt über diese langweilige Ausbildung. Nun, manchmal vollbringe ich tatsächlich auch komplexere Dinge. Es passiert dabei nur nichts wirklich spannendes, außer dass ich persönlich alles als seeehr aufregend empfinde, Zuschauer aber nicht unbedingt.

Hier ein Beispiel wie ich meine erste Pleurapunktion durchführte um eingetretene Flüssigkeit zwischen Lunge und Brustwand des Patienten abzupunktieren; inklusive vergleichender Beschreibung wie ich das so fand, im Gegensatz zur Beurteilung eins außenstehenden, imaginären Zuschauers.

Ich stand nun da mit dem Ultraschallgerät, suchte die Flüssigkeit im Pleuraspalt und zeigte dem überwachenden Arzt meinen bevorzugten Punktionspunkt.
Arzt: „Ja PJler, gut, den kannst du nehmen.“
„Haha“, dachte ich, „wie toll ich das gefunden habe! Sofort! Auf Anhieb; diese riesengroße nicht zu übersehende Flüssigkeitsansammlung, die den halben Ultraschallbildschirm einnimmt.“
Ich begann die weiteren Vorbereitungen und konzentrierte mich angestrengt auf das korrekte Anziehen der sterilen Handschuhe: „Ouhh jetzt nur nicht den rechten Handschuh auf die linke Hand. Hm. Konzentration. Das muss der richtige Handschuh sein. Nichts unsteril machen! Ahhhh. Langsam. Haha. Alle Finger im richtigen Fingerfach. Und laaaangsam. Andererer Handschuh. Puh. Fertig. War das nicht ein perfekter Anziehvorgang?“
(„Gnaa“, denkt sich hier der unsichtbare Zuschauer, „ sie hat Handschuhe angezogen. Yay.“)
Der Arzt reichte mir nun routiniert Punktionszutaten steril an, was zu einem weiteren größenwahnsinnigen Anfall meines Gehirns führte: „Wow, jemand reicht mir Dinge steril an. MIR! Das ist  unglaublich. Normalerweise läuft das anders herum!“
(„Jo, sie legt sterile Dinge auf eine sterile Ablagefläche. Hmhm“; auch der unsichtbare Zuschauer ist begeistert, ob der Dramatik.)
Tief durchatmende versuche ich nun mit der Hand keine größeren Zitterbewegungungen auszuführen und die Punktion der riesigen nicht zu verfehlenden Flüssigkeitsansammlung gelingt tadellos. Euphorisch bestätigt mir mein Gehirn, dass dies eine großartige Leistung war. Überaus großartig!
(„Diese Punktion sah aber leicht aus“, denkt sich der unsichtbare Zuschauer, „ das könnte ich auch.“)
„Super PJler“, sagt nun der Arzt, „wenn du die Flüssigkeit vollends abpunktiert hast, klebst du noch ein Pflaster drauf. Hast ja schon mal zugeschaut und weisst wie es geht. Ich geh‘ mal einen wichtigen Arztbrief schreiben. Tschüss.“
„Wow“, begeistert, dass man hier sogar die Kompetenz zutraut die Prozedur allein zu beendenden, entferne ich kurz darauf enthusiastisch die Kanüle und bringe das Pflaster an.
(„Aha, sie klebt ein Pflaster drauf. Spannend…“, der unsichtbare Zuschauer wird nun durch starken Harndrang abgelenkt und verlässt das Zimmer in Richtung Toilette.)
Euphorisch über die gelungene Punktion räume ich auf und nehme die Gratulationen des Patienten entgegen: „Joa, ham‘ sie gut gemacht.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen